55. Business Lunch
30.08.2021

Kästli Bau AG: Kreislauforientierte Baulösungen

Zirkuläres Bauen mit Beton als CO2-Speicher

In der Kiesgrube von Kästli Bau AG in Rubigen stellte VR Präsident Daniel Kästli innovative kreislaufbasierte Baulösungen vor. Die Gäste des 55. Business Lunch konnten anschaulich erleben, wie CO2 in Beton dauerhaft gespeichert wird und welche Herausforderungen beim Rezyklieren von Beton beachtet werden müssen. 

Innovative Pioniere für Klimaschutz in der Baubranche

Gemeinderat Reto Nause begrüsst die Anwesenden in der Kiesgrube der Kästli Bau AG und bedankt sich beim Gastgeber für sein langjähriges, unermüdliches Engagement: Die Firma Kästli gehörte 2006 zu den Gründungsmitgliedern der Klimaplattform. Seither hat sie zahlreiche Projekte zur CO2-Einsparung umgesetzt und diese an mehreren Business Lunches präsentiert. Nause betont die Notwendigkeit, dass innovative Unternehmen gerade nach der Ablehnung des CO2-Gesetzes eine Vorreiterrolle für den Klimaschutz übernehmen. Er wünscht sich, dass die anwesenden Gäste durch den Business Lunch inspiriert und zu eigenen Projekten angespornt werden.

Natur als Vorbild

«Da es nicht unbegrenzt natürliche Rohstoffe gibt, müssen wir sorgsam damit umgehen und Altbaustoffe wiederverwenden», ist Verwaltungsratspräsident Daniel Kästli überzeugt. Neben dem grundlegenden Suffizienzgedanken und der Langlebigkeit der Materialien sei das Recycling entscheidend. «Die Natur funktioniert in Kreisläufen. Davon müssen wir lernen. Auch in der Wirtschaft braucht es kreislaufbasierte Lösungen». Daher investiert die Firma Kästli in nachhaltiges Beton-Recycling. Gemeinsam mit der Firma neustark entwickelt sie zudem ein Verfahren, wie CO2 dauerhaft in Beton gespeichert werden kann – eine Technik mit viel Potential. Für nachhaltige Innovationen braucht es nicht nur Pioniergeist, Überzeugung und Mut, sondern auch erhebliche finanzielle Investitionen. Daniel Kästli ist überzeugt, dass es sich lohnt: «Damit auch die kommenden Generationen in einer lebenswerten Welt aufwachsen können.»

Kreislaufbasierte Baulösungen

Die Betonproduktion, insbesondere die Zementherstellung, ist für 8 Prozent (!) der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich; das ist doppelt so viel, wie der weltweite Luftverkehr ausstösst. Daher sind gute Lösungen gefragt, um den CO2-Ausstoss zu vermindern oder zu kompensieren. Beides gelingt mit dem Recycling-Beton «Zirkulit». Bernhard Hirschi, Geschäftsführer der Frischbeton AG Rubigen, erläutert die Herausforderungen eines Beton-Recyclings, welches sowohl ökologisch als auch finanziell tragbar ist. Zirkulit enthält mindestens 75% rezykliertes Betongranulat und erfüllt dabei dieselben Anforderungen an statische Sicherheit wie normaler Beton. Dank einem raffinierten Verfahren kann im Beton-Granulat zudem CO2 dauerhaft gespeichert werden: CO2 reagiert zu Kalkstein und Wasser, der Kalkstein legt sich um die Granulatkörner und erhöht dadurch die Stabilität des Baustoffs. Das dazu verwendete CO2 stammt aus der Biogasproduktion der arabern.

Beton als CO2-Senke

Nach den Eingangsreferaten begeben sich die Gäste auf einen Rundgang im Kieswerk, wo die Projekte direkt vor Ort anschaulich erklärt werden: Am Posten 1 «CO2-Speicheranlage» präsentiert die junge Firma neustark, ein Spin-off der ETH Zürich, ihr Verfahren für die Produktion des klimafreundlichsten Betons der Schweiz. Gründer und CEO Valentin Gutknecht zeigt an der neuen Produktionsanlage, wie das verflüssigte CO2 dem Betongranulat beigemischt und gebunden wird. 10 kg CO2 können in einem Kubikmeter Beton dauerhaft gespeichert und somit der Atmosphäre entzogen werden. Am Posten 2 «Recyclingbaustoffe» wird Abbruchbeton auf dem Gelände mechanisch zerkleinert und an der optimalen Korngrösse des Betongranulats getüftelt: Es gilt dabei ein Gleichgewicht zwischen maximaler Stabilität bei gleichzeitig maximaler Kapazität für CO2-Speicherung zu finden.

Austausch beim Stehlunch

Unter den zahlreichen Lastwagen auf dem Firmengelände vermochte zum Schluss der Food Truck von artisst die Gäste am meisten zu begeistern. Beim vegetarischen Lunch diskutierten die Teilnehmenden angeregt über das Erfahrene und liessen den spannenden, perfekt organisierten Anlass bei einem leckeren Dessert ausklingen.